Grand Theft Auto - San Andreas (PS2)
Test
Seit Erscheinen von GTA Vice City haben zahlreiche andere Spiele versucht, diesen Giganten vom Thron zu stoßen. Doch nun bahnt sich besondere Konkurrenz an: Der neue GTA Teil ist da. Wird San Andreas es schaffen, Vice City in die Schranken zu weisen? Ihr lest es in unserem Test.
It’s fun to stay in San Andreas...
Ganxta Style!
Nach etlichen Jahren kehrt Carl Johnson in seine alte Heimat Los Santos zurück, eines der drei Stadtteile des Staates San Andreas. Hier wohnt ihr in einer ziemlich schlechten Gegend, seid inmitten eines Bandenkrieges und müsst diverse Aufträge erfüllen. GTA typisch bestehen diese hauptsächlich aus Fahr- und Ballereinlagen, die mindestens genau so viel Spaß machen wie in Vice City. Leider wurden neben diesen sehr spaßigen Missionen auch die schweren (Zeit-)Limits aus den Vorgängern übernommen. Neue Missionstypen gibt es auch in San Andreas, wie z.B. Tanzturniere oder Kartenspiele.
An der Steuerung wurde nichts verändert, sodass sich GTA-„Veteranen“ direkt ins Geschehen stürzen dürfen. Ebenfalls bereits altbekannt ist die Handhabung der verschiedenen Stadtteile. Zu Beginn könnt ihr euch nur auf einer der drei Städte austoben, durch Warnungen und Absperrungen wird die Autobahn, die auf die nächste Insel führt, versperrt. Ihr agiert also zuerst in Los Santos und erfüllt hier einige Missionen. Nach und nach bekommt ihr dann auch Zugang zu den anderen Städten.
Doch San Andreas bietet auch einige Neuerungen. Oben rechts zeigt euch jetzt keine Zahl mehr euren Gesundheitsstatus an, stattdessen verfügt Carl über einen Balken, der euch über euren aktuellen Gesundheitsstand auf dem Laufenden hält.
Besonders interaktiv gestaltet sich eure Figur. Ihr könnt rund um die Uhr Burger essen und null Bewegung machen – dann werdet ihr fett und verspottet und habt keine Chance, die schweren Aufträge zu bewältigen. In San Andreas steht daher ein Fitnesscenter, in dem ihr euch um eure Muskeln und Kondition kümmern könnt. Habt ihr Energie verloren, müsst ihr keine rosa Herzen mehr suchen, sondern geht einfach in ein Restaurant und kauft euch was zum Essen. Nahrungsaufnahme lädt euren Gesundheitsbalken wieder auf.
Ebenfalls in einer Statistik verewigt werden eure Fahrkünste (Sortiert nach Fortbewegungsmittel, wie Rad, Auto und Motorrad) und auch eure Schusskünste werden pro Waffe berechnet und sind für euch jederzeit einsehbar.
Wie in den Vorgängern warten auch in San Andreas jede Menge freiwilliger Missionen auf euch. Die Suche nach 100 Päckchen entfällt, dafür müsst ihr Muscheln finden, Wandmalereien feindlicher Gangs übersprühen oder ähnliches unternehmen, um eure %-Zahl in die Höhe zu treiben.
Die technische Seite von San Andreas
On the way with ya gang!
Grafisch hat sich gegenüber Vice City leider nicht allzu viel getan. Die menschlichen Animationen wurden zwar etwas verfeinert, aber immer noch stören die teilweise langweiligen Inneneinrichtungen und auch die manchmal ziemlich ähnlichen Außentexturen. Zum Beispiel im Gebirge wird hier etwas zu wenig Abwechslung geboten.
Ebenfalls ein altbekanntes Phänomen ist der sichtbare Grafikaufbau. Im Hintergrund poppen Bäume und Häuser aus dem Himmel heraus, und in der Bildmitte entstehen dann die Details.
Neu in der GTA Serie sind allerdings Details, die sich zu spät aufbauen. Bei einer gemütlichen Fahrt über den Gehsteig kann es schon mal passieren, dass ihr einen Unfall baut, und die Säulen bzw. Mauern gegen die ihr gefahren seid erst nachher entstehen. Auch ein Fauxpas dieser Kategorie kann beim Wechsel zwischen zwei Gebieten passieren. Vor allem in Stadtbereichen kann es vorgekommen, dass man plötzlich durch eine blaue, texturlose Masse fährt und alle Häuser bzw. andere Details erst während der Fahrt entstehen.
Man kann auch beobachten, dass Häuser eine ziemlich hässliche Fassade haben, wenn man sich ihnen schnell nähert. Erst nach kurzer Zeit verändern sich die Texturen dann zu ihrer wahren „Schönheit“.
Allesamt sind das verschmerzbare Defizite, die aber noch hätten ausgemerzt werden können. So hart sich dies auch anhören mag, diese „schlimmen“ Grafikfehler sind ausgesprochen selten, ich habe keinen öfter als 2 Mal erlebt.
Der Sound bietet hingegen wenig bis keinen Grund zu Kritik. Es gibt auch in San Andreas wieder verschiedene Radiosender mit verschiedenen Themenbereichen bei denen jeder Musikgeschmack etwas passendes finden sollte. Die englischen Sprecher sind sehr gut gewählt, die Hauptcharaktere wurden allesamt sehr authentisch besetzt.
Die Animationen sind auch wieder ein zweischneidiges Schwert. Zum einen sind sie ganz gut gemacht, zum anderen merkt man deutlich, dass sie nicht per Motion Capturing gemacht wurden. Wenn sich richtige Schauspieler so bewegt hätten – würde ich denen nicht gerne begegnen. Wie auch schon in den Vorgängern sind einige Bewegungen zu abgehackt und zu schnell. Wieder eine Sache, die man hätte verbessern können.
Die Steuerung ist mit der in Vice City weitgehend identisch. Wer damals mit dem Controller zurecht kam, findet hier einen schnellen Einstieg.
KD – Künstliche Dummheit
CJ verzichtet beim Autokauf immer auf einen Kaufvertrag.
Die KI macht im Spiel leider des Öfteren Probleme. Polizisten und feindliche Gangmitglieder sind nicht viel mehr als Kanonenfutter, aber die KI der eigenen Mitstreiter ist teilweise noch viel schlimmer. Man kann Situationen beobachten, wo sich zwei Bandenmitglieder auf einem offenen Platz beschiessen. Niemand sucht Deckung, die stehen einfach nur da und schiessen. Ärgerlich wird’s, wenn man auf gewisse Leute Acht geben muss, die zu dumm sind, sich aus gefährlichen Situationen zu befreien. Catalina dürfte hier wohl der Tiefpunkt sein. Sie hat es eigentlich noch nie geschafft, aus einem brennenden Auto zu fliehen, immer blieb sie daneben stehen und wartete auf die Explosion. Catalina war auch die einzige Partnerin, die schon mal von einem abstürzenden Hubschrauber erschlagen wurde, bzw. die sich in den Missionen weigert das Feuer zu eröffnen. Auch hier hätte man noch einiges nachbessern können.
Die deutsche Fassung - Schnipp, Schnapp, Splatter ab?
GTA San Andreas kam (was nicht anders zu erwarten war) wieder nur zensiert auf den deutschen Markt. Allerdings ist das nicht so schlimm wie in Vice City, da schon in der US Version Blut, Kreidezeichnungen, Amokläufe und „rassistische“ Missionen fehlen. In der deutschen Version wurden lediglich eine splattrige (= blutige) Kopfschussanimation, die Möglichkeit, auf am Boden liegende Gegner einzutreten, und die finanzielle Belohnung für getötete Passanten entfernt.
Ansonsten ist die deutsche Version nicht schlechter als das Original. Es wurden keine deutschen Sprecher eingesetzt, mit den Untertiteln und deutschen Menüs kann man aber auch gut leben. Besonders bei den Beschimpfungen wurde manchmal etwas komisch übersetzt. Dass die deutsche Bezeichnung für „Motherfucker“ etwa „Idiot“ lauten soll, wage ich zu bezweifeln. Aber sonst sind grobe Fehler nur mit der Lupe auffindbar.
Meinung
Manchmal frage ich mich wirklich, wieso die Entwickler Spiele auf den Markt bringen, die nicht ganz fertig sind. Hätte man die von mir beanstandeten Punkte noch verbessert, dann wäre eine höhere Wertung drin gewesen. Aber auch so macht GTA San Andrea zu viel Spaß um ihm den Eintritt in die 90er Marke zu verwehren. Das Game hat einfach einen großartigen Umfang, spannende Missionen und mach dank seiner großen Freiheiten mindestens genau so viel Spaß wie Vice City. Leider wurden aus dem Vorgänger nicht nur die positiven Aspekte übernommen (Freiheit, viele verschiedene Missionen) sondern auch die negativen (teilweise unfaire Missionen bzw. Limits) aber wer im Vice City zurecht kann, wird auch in San Andreas seine helle Freude haben.
Kaufempfehlung!